Freitag, 30. September 2016

Ensemble, tout est possible!

Am Mittwoch, den 28.09., besuchten wir erneut in Gruppen aufgeteilt drei verschiedene Schulen. Unsere Erlebnisse möchten wir euch, wie auch im vorherigen Post, kurz vorstellen.


Die High School Marie-Esther umfasst 480 Schüler*innen der Jahrgänge neun bis zwölf. Die Lage der Schule, war dafür verantwortlich, dass wir uns viel zeitiger, als die anderen Gruppen auf eine fast zwei stündige Fahrt nach Shippigan begaben. Da uns die Schule jedoch als die Schule mit der inklusivsten Schulleiterin empfohlen wurde, nahmen wir den Weg gerne auf uns. In der Schule angekommen wurden wir von der der charismatischen und visionären Direktorin empfangen. Nach einer Vorstellung der Schule, deren Organisation und einer kurzen Fragerunde gab sie  uns eine Führung durch das Schulgebäude. Anschließend hatten wir, bis zur Lunchtime, Zeit uns frei in der Schule zu bewegen, verschiedene Unterrichtssituationen zu hospitieren und intensive Gespräche mit den unterschiedlichen Mitarbeiter*innen der Schule zu führen.  Auffällig war, neben der sehr interessierten und engagierten Schulleitung, dass sich diese Einstellung in den Gesprächen mit fast allen Lehrer*innen ebenfalls zeigte. Besonders sei hier eine der drei resource teacher zu erwähnen. Großer Wert wurde auf die Teamarbeit, sowohl unter den leadern der fünf verschiedenen Departements und den verschiedenen Lehrern (assistent teacher, classroom teacher, resource teacher und der Schulleitung) aber auch in Bezug auf Elternarbeit, immer zum Wohle und unter Mitbestimmung des Kindes/Jugendlichen, gelegt. Als ein Highlight blieb uns das PCE im Gedächtnis. Hierbei handelt es sich um ein freiwilliges Programm, welches die Schüler auf das College oder den Arbeitsmarkt vorbereiten soll. Das große Ziel der Schule ist, so wurde es uns gesagt, alle Schüler*innen gleichermaßen, ihren Möglichkeiten entsprechend, auf ein autonomes Leben nach der Schule vorzubereiten und allen gleichermaßen gerecht zu werden und weiterhin eine direkte Vorbereitung für den Arbeitsmarkt zu sein.



Leider mussten wir, aufgrund der erneut zweistündigen Fahrt zum nächsten Programmpunkt zeitig wieder aufbrechen.


Miramichi Valley Highschool

Die Miramichi Valley Highschool war aus verschiedenen Gründen interessant zu beobachten. Ganz im Gegensatz zu den bisherigen Schulen, die sich alle auf uns vorbereitet und eingestimmt hatten, wurden wir hier direkt in den Alltag "hineingeschmissen". Der Direktor der Schule war den ganzen Tag sehr beschäftigt und forderte uns auf, uns einfach selbst umzusehen und das mitzunehmen, was uns am interessantesten erschien. Das ließen wir uns nicht zwei mal sagen und nutzten die Gelegenheit, in jedes Klassenzimmer zu schauen, welches auf dem Weg lag.


Die Schule hat ein relativ großes Lehrangebot. Neben den verschiedenen Standardkursen wie Science und Musik gab es auch Modeklassen mit Nähmaschinen für den Gebrauch oder eine Einführung in die Bildbearbeitung mit Photoshop.


Die Miramichi Valley Highschool hat eine große Anzahl an Schüler*innen mit indigenen Wurzeln. Eine Besonderheit ist hierbei, dass sie spezielle Klassen haben, in denen diese Schüler*innen Mi'kmaq (indigene Sprache) lernen können. Leider hat die Schule seit diesem Jahr ihre Mi'kmaqlehrerin nicht mehr, sodass die Schüler*innen auf Computerprogramme angewiesen sind. Hierbei konnte ich beobachten, wie einige den "Sprachunterricht" eher zum Computer spielen benutzten. Insgesamt ist der Ansatz, die indigenen Schüler*innen zusammen zu bringen eher kontraproduktiv, wenn man von einem inklusiven Standpunkt aus betrachtet. Im Gespräch mit anderen Kindern stellte sich auch heraus, dass es eine starke Cliquenbildung in der Schule gibt und die "Natives" eher unter sich bleiben.




Auf die Frage hin, wann es Mittag geben würde und ob wir uns auch in der Caféteria etwas zu essen kaufen könnten, erzählte uns eine Lehrerin, dass wir unbedingt um 11.45 Uhr essen gehen sollten, weil dann die "Special needs kids" essen würden und das doch sicherlich interessant für uns wäre. Nach dieser merkwürdigen Aussage befand ich mich zur besagten Zeit dann in der Mensa. Tatsächlich kamen nach kurzer Zeit zwei Betreuerinnen mit einem Mädchen im Rollstuhl, mit offensichtlicher geistiger Beeinträchtigung, an. Nach kurzer Zeit gesellten sich ein schätzungsweise 15-Jähriger Junge und ein 13-Jähriges Mädchen mit Downsyndrom, eine junge Frau im Autismusspektrum sowie ein 14-jähriger Junge, bei dem ich nicht erkennen konnte, warum er am "Special Needs Tisch" sitzen "sollte". Ich erlebte leider hier das gleiche, was einem in Deutschland auch oft im sonderpädagogischen Bereich passiert: Ich versuchte, mit den Kindern zu reden und bekam immerzu nur Antworten von den Betreuerinnen, obwohl die Schüler*innen eindeutig zu einem Gespräch in der Lage gewesen wären und auch sehr interessiert an mir zu sein schienen.
Warum die Kinder zu einer besonderen Zeit und nicht mit den anderen Schüler*innen zusammen essen würden wurde mir von den Betreuerinnen damit begründet, dass sie vor den anderen Angst hätten. Das wurde nur noch merkwürdiger dadurch, dass nach ungefähr zehn Minuten sowieso alle Kinder zum Essen in die Caféteria gelaufen kamen. Eine inklusive Haltung ist dahinter leider überhaupt nicht zu erkennen.


Eine sehr positive Erfahrung war dafür das "Gay Straight Alliance-Treffen", an dem wir teilnehmen durften. Dabei handelt es sich um einen Club, der von Schüler*innen ins Leben gerufen wurde, die in irgendeiner Art und Weise an dem LGBQIT-Thema interessiert sind. Das ganze wird von einer Lehrerin geleitet und auch von der Schulleitung unterstützt. Es waren um die 15 Kinder hierbei anwesend und es wurde darüber gesprochen, wie man beispielsweise eine Pride Parade an der Schule realisieren könnte und, dass der Club nun bald einen eigenen Raum bekommen sollte. Zwischenzeitlich war sogar ein Teil der Schulleitung anwesend, die das Thema eindeutig mit zu unterstützen scheinen.



Schule 3
- folgt -

Am frühen Nachmittag begaben wir uns aus den verschiedenen Schulen auf den Weg zum Metepenagiag Heritage Park. Hierbei handelt es sich um eine Begegnungsstätte kanadischer Ureinwohner. Hier bekamen wir einen medial stark ausgestalteten Film über die 3000 Jahre alte Geschichte der ältesten und dauerhaftesten Community von First nation People, der sogenannten Mi'kmaq Kultur. Danach schauten wir uns die zugehörige Ausstellung an, in der vor allem alltägliche Gegenstände der indigenen Bevölkerung  aber auch die Geschichte durch viele verschiedene Filme dargestellt wurden.


Anschließend hatten wir noch die Möglichkeit eine kleine Wanderung auf den Spuren der Mi'kmaq zu machen.  Draufhin begannen wir, sehr enttäuscht durch die wenig differenzierte und eindimensional Darbietung  von Inhalten unsere dreistündige Fahrt nach Woodstock.



Gegen 21 Uhr Ortszeit erreichten wir schließlich alle unsere Unterkunft für die heutige Nacht und nutzten die restliche Zeit zum Abendessen, Billard und Karten spielen, Baden im Hotel Pool und für ausführliche Gespräche.

Cynthia & Annika


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