Freitag, 23. September 2016

Label jars, not people.

Mit einer kleinen Verspätung melden wir uns heute mit einem spannenden Beitrag zurück. Der 21. September war ein ereignisreicher und anstrengender Tag, aber auch unser letzter Tag in Toronto. Daher versuchten wir so viel wie möglich zu sehen.


Der Mittwoch begann mit Schulbesuchen. Um mehr von den sehenswerten und interessanten Schulen mitzunehmen, wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt. Die Gruppe 1 besuchte die Halbert Junior Public School, von der Annekat berichten wird, wir gingen mit Gruppe 2 an die Oakridge Junior Public School.


Als Gruppe 1 mussten wir am Mittwoch besonders früh aufstehen. Wir trafen uns an der Metrostation, um gemeinsam mit Bus und Bahn zur Halbert Junior Public School zu fahren. Dabei handelt es sich ebenfalls um eine Model School, die außerhalb Torontos liegt.  Dort wurden wir sehr herzlich von der Schulleitung begrüßt, die uns dann zum Community Walk einlud. Dabei handelt sich um eine wöchtentliche Veranstaltung, bei der das Kollegium in einem Spaziergang die Schüler*innen zu Hause abholt. Unsere Route führte uns durch einen großen Teil des Bezirks. Es war interessant zu beobachten, aus welchen Häusern sich die Kinder uns mit Begeisterung anschlossen.



Wieder an der Schule angekommen wurden wir in der Bibliothek mit Kaffee und Gebäck versorgt. Es wurde uns ein Überblick über das Konzept der Schule gegeben. Zwei von uns bekamen jeweils eine Mappe mit einer von Schüler*innen selbstgestalteten Karte ausgeteilt. Danach durften wir uns frei in dem Gebäude bewegen. Die Türen der Klassenräume waren die ganze Zeit über offen und wir wurden an jeder Stelle herzlich von Kindern und Kolleg*innen begrüßt.
Die Kommunikation auf Augenhöhe zwischen dem Lehrpersonal und den Schüler*innen hat uns nachhaltig beeindruckt. Die Lehrer*innen sprachen die Kinder auch grundsätzlich als ihre "Freunde" an. Insgesamt haben wir in der kurzen Zeit bereits sehr viel mitgenommen. Als ich mich mit einzelnen Kindern unterhielt erzählten sie mir auch, unabhängig voneinander, wie gut ihnen die Schule gefiele.
Wie andere inklusive Schulen auch, arbeitet Halbert eng mit den Eltern der Kinder zusammen. Viele engagieren sich ehrenamtlich. Im Kollegium fällt kein schlechtes Wort über das Verhältnis zu den Eltern. Traurigerweise kann man das von vielen deutschen Schulen nicht behaupten, während die Schulleiterin an der Halbert School mit strahlendem Blick sagt: "The parents are fantastic."

Oakridge Junior Public School

Bei der Halbert Junior Public School handelt sich um eine Model School des TDSB (Toronto District School Board). 



An der Schule wurden wir sehr herzlich von sechs Delegierten der Schule, darunter die Schulleitung und ein Assistenteacher im Bereich Kindergarten, empfangen. Zu Beginn des Schultages, um 9 Uhr, wurde die kanadische Nationalhymne gesungen. Daraufhin gab es eine Ansage mit allen Tagesordnungspunkten. Unter anderem erfolgte eine Begrüßung der Kinder und Mitarbeiter*innen. Auch wir wurden herzlich willkommen geheißen. Danach wurden alle Schüler*innen, welche an dem Tag Geburtstag hatten, aufgezählt und ihnen wurde mitgeteilt, dass für sie jeweils  ein kleines Geschenk im Sekretariat bereitstehen und man ihnen gerne persönlich gratulieren möchte. Nach der Durchsage erhielten wir eine Zusammenfassung zu den Inhalten, wichtigen Fakten und der Geschichte der Schule. Unter anderem bekamen wir ein von der  Schule selbst vor einigen Jahren erstelltes Video zu sehen, welches wir euch nicht vorenthalten wollen:



Anschließend besuchten wir in  3er Teams verschiedene Klassen und bekamen durch Gespräche mit den Lehrer*innen Informationen zur Schulorganisation, dem Ablauf eines Schultages und zu verschiedenen  Projekten. Durch einen sehr straffen Zeitplan hatten wir leider kaum Zeit die Schüler*innen zu beobachten und uns ein eigenes Bild zu verschaffen. Nach der Zeit in den verschiedenen Räumlichkeiten wurde uns die Möglichkeit gegeben, an einem gemeinsamen Lunch mit allen Mitarbeiter*innen der Schule teilzunehmen. Dies bot uns die einzigartige Chance, mit den verschiedenen Lehrpersonen in Austausch zu treten und Fragen zu stellen, welche uns unter den Nägeln brannten. 


Damit endete unser Schulbesuch und wir begaben uns auf den Weg zu einem Treffen mit Matthew Poirier von Community Living Toronto. Vorher hatten wir noch die Möglichkeit, den Laden des Native Canadian Centre of Toronto zu besuchen.


Nach einer kurzen Einführung der Organisation „Community Living Toronto“ spielten wir Spinclusion. Der Name ist eine Kombination aus dem Wort "spinning" (dt.: drehen) und Inclusion. In fünf Gruppen eingeteilt mussten wir uns jeweils mit Hilfe von Pantomime oder Geräuschen einen Namen für die Gruppe überlegen. Eine Auswahlaufgabe legte die Reihenfolge der Teams fest. Auf einem Glücksrad waren Punkte von 100 - 500, sowie ein "Loose a turn" und "double your Points" abgebildet. Um die "erdrehten" Punkte wurde gespielt. Es wurden Situationen geschildert, in denen man inklusiv reagieren sollte. Eine Frage war z. B.: Im Sportunterricht wollt ihr Basketball spielen, einer euer Mitschüler benötigt einen Rollstuhl. Wie könnt ihr reagieren, damit alle an dem Spiel teilhaben können? Dazu wurden mögliche Antworten in den Gruppen gesammelt. Die Punkte und das Gewinnen spielten dabei kaum eine Rolle.


Der letzte offizielle Tagespunkt war ein Vortrag von Judith McGill, Vorsitzende der Organisation Familie for a Secure Future. Die Organisation kümmert sich um Jugendliche und junge Erwachsene, welche die Schule bereits verlassen haben. Sie bietet ihnen Unterstützung auf dem Weg zu einem selbstständigen Leben. Sie basiert auf einer aktiven Zusammenarbeit mit dem/der Betroffenen, den Eltern, Freund*innen und den "Facilitators" der  Organisation. Die Hilfe beinhaltet neben der Unterstützung bei der Jobsuche soziale und persönliche Aspekte, wie z.B.  das Entwickeln von  Selbstsicherheit. Um Teil dieses Programmes zu werden, müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt werden. Man muss mindestens 18 Jahre alt sein und einen IQ von unter 70, sowie eine Entwicklungsverzögerung haben.

Die restliche Zeit nutzten wir, um weiter Sehenswürdigkeiten Torontos zu besuchen und unsere Sachen für die bevorstehende Reise nach New Brunswick zu packen.



Wir möchten uns bei unseren fleißigen Leser* innen für die Verspätung des Eintrags entschuldigen. Bis bald!


Cynthia & Annika

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